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Außenhandel im Wandel - Festschrift zum 60. Geburtstag von Reinhard Moser
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Außenhandel im Wandel - Festschrift zum 60. Geburtstag von Reinhard Moser
von: Jonas F. Puck, Christoph Leitl
Physica-Verlag, 2011
ISBN: 9783790827286
385 Seiten, Download: 5024 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Sprache, Handel, Sprachhandeln: Zur Bedeutung von Sprache im Management (S. 3-4)

Gerlinde Mautner

Einführung: The manager as communicator

Manager und Managerinnen verbringen den Großteil ihres Arbeitstages mit Kommunikation. Die Schätzungen in Prozentzahlen schwanken; in der Literatur sind Werte um die 80 % gängig (Whetten und Cameron 1991, S. 230), im persönlichen Gespräch gehen Praktiker/innen mitunter auf bis zu 100 %. In der Tat ist die Mehrzahl der routinemäßigen Planungs-, Steuerungs- und Führungsaufgaben untrennbar mit Sprechen, Zuhören, Lesen und Schreiben verbunden. Aus linguistischer Perspektive lesen sich die Einträge im Terminkalender und auf der To-Do-Liste einer Führungskraft wie ein Inventar von Textsorten bzw. Interaktionstypen: Faceto- face und medial wird in Meetings, Interviews, Pressekonferenzen, Verhandlungen und Berichten ein engmaschiges Kontaktnetz mit den Stakeholdern innerhalb und außerhalb der Organisation geknüpft. Überall dort, wo Strukturen und Prozesse auch international ausgerichtet sind, wird das so entstandene sozio-linguistische Beziehungsgeflecht noch zusätzlich von unterschiedlichen Kulturen und Sprachen geprägt.

Dieser elementare Befund an sich ist weder überraschend noch kontroversiell. Auf die daraus ableitbare Binsenweisheit – „Kommunikation ist wichtig“ – kann man sich schließlich rasch einigen. Sobald man sich jedoch von den Selbstverständlichkeiten wegbewegt, werden die Fragestellungen diffiziler, und einfache Antworten wären nicht mehr sachgerecht. Schon allein die Frage, worin denn die Wichtigkeit von Sprache im Management besteht, ist komplex; denn dass Sprachhandlungen, wie eingangs erwähnt, in Organisationen allgegenwärtig sind und den Alltag von Managern entscheidend prägen, ist mehr die Folge als die Ursache von Relevanz.

Um dieses Terrain zur erschließen, beginnt der vorliegende Beitrag mit einigen prinzipiellen Überlegungen zur Funktion von Sprache sowie zum Verhältnis von Sprache und sozialer Realität. Im darauf folgenden Abschnitt werden diese Themen in Hinblick auf wirtschaftliches Handeln spezifiziert und unter dem Aspekt der internationalen, über Fremdsprachen vermittelten Kontakte beleuchtet. Der Schlussteil befasst sich mit der Frage, welche Konsequenzen daraus für die Ausbildung von Managern zu ziehen sind.

„Sprache“ wird im Folgenden als der engere Begriff verwendet – im Sinne verbaler, also weitestgehend wortgebundener, Verständigung – während „Kommunikation“ als der Überbegriff eingesetzt wird, der neben Sprache auch nonverbale Äußerungsformen sowie organisationale Strukturen und Prozesse mit einschließt.

Sprache ist soziales Handeln: How to do things with words

In wirtschaftlichen Kontexten tut Sprache grundsätzlich nichts anderes als im allgemeinen sozialen Alltag auch: Einerseits gibt sie uns die Möglichkeit, die Wirklichkeit aus verschiedenen Perspektiven darzustellen und hilft uns, Informationen auszutauschen – und schafft damit jene Form der Bedeutung, die in der funktionalen Grammatik als ideational component of meaning (Halliday 1994, S. 179) bezeichnet wird. Andererseits dient sie dem Gestalten sozialer Beziehungen ( interpersonal component of meaning, Halliday 1994, S. 179). Die beiden Komponenten lassen sich zwar analytisch trennen, im tatsächlichen Sprachgebrauch sind sie aber eng miteinander verwoben, und zwar auf der Mikroebene der einzelnen Interaktion ebenso wie auf der Mesoebene der Organisation und der Makroebene von Gesellschaften. Der daraus resultierenden Komplexität versuchen insbesondere jene Forschungsansätze Herr zu werden, die man gemeinhin unter Diskursanalyse subsumiert. Bei aller theoretischer und methodischer Diversität, die das Feld mittlerweile auszeichnet (Renkema 2009), besteht doch weitestgehend Einigung über die konstruktivistische Sicht von Sprache als Handlung (aufbauend auf frühen sprachphilosophischen Arbeiten wie etwa Austins [1962] How to Do Things with Words).

Wie es Gee (2011) treffend formuliert:

Discourse analysis is the study of language-in-use. Better put, it is the study of language at use in the world, not just to say things, but to do things. People use language to communicate, co-operate, help others, and build things like marriages, reputations, and institutions. They also use it to lie, advantage themselves, harm people, and destroy things like marriages, reputations, and institutions (Gee 2011, S. ix).

Diese handlungsorientierte Perspektive geht davon aus, dass zwischen Diskurs und sozialen Strukturen eine dialektische Beziehung besteht: Die Sprache wird vom sozialen Umfeld geprägt, ist gleichzeitig aber auch selbst ein prägender Einfluss auf eben dieses Umfeld (Fairclough 1992a, S. 64; Chia 2000; Mautner 2010, S. 33).



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