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Sprechen über Schmerzen - Linguistische, kulturelle und semiotische Analysen
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Sprechen über Schmerzen - Linguistische, kulturelle und semiotische Analysen
von: Florian Menz, Johanna Lalouschek, Marlene Sator, Karin Wetschanow unter Mitarbeit von Lisa Blasch un
UVRR Universitätsverlag Rhein-Ruhr, 2010
ISBN: 9783940251756
297 Seiten, Download: 5934 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Johanna Lalouschek
2 Medizinische und kulturelle Perspektiven von Schmerz
(S. 15-16)

2.1 Einleitung

Schmerz, Schmerzerleben und Schmerzbeschreibung erweisen sich in ihrer Vielzahl von physiologischen, medizinischen und kulturellen Bedeutungen als facettenreiche und komplexe Phänomene. Die folgenden Ausführungen sollen einen Überblick über die für die sozialwissenschaftliche Forschung und medizinische Praxis relevanten Aspekte und ihre Zusammenhänge geben. Einleitend erfolgt die Gegenüberstellung von medizinischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive auf Schmerz: die medizinische Klassifizierung von Schmerz als multikausalem körperlichem Geschehen und die kulturwissenschaftliche Klassifizierung von Schmerz als von subjektiven, sozialen und kulturellen Einflüssen geprägtem Ereignis und Erleben. Diese Kontrastierung ergibt sich aus der elementaren Relation zwischen physiologisch erfahrbarem Schmerzreiz und soziokulturell geformter Schmerzreaktion („private vs. public pain“) (Abschnitt 2.2).

Als Erweiterung zum Aspekt der medizinischen Klassifikation folgen Überlegungen, wie Schmerz in unterschiedlichen Medizinformen, etwa der biomedizinisch orientierten Schulmedizin und der ganzheitlichen Medizin, unterschiedlich klassifiziert und bearbeitet wird, wieweit also neben physiologischen auch psychologische und soziokulturelle Sichtweisen des Schmerzerlebens und der Schmerzverarbeitung in die Behandlung mit einfließen. Hier wird auch ein weiterer Aspekt bedeutsam, nämlich die Unterscheidung zwischen akutem und chronischem Schmerz. Während ein akutes Schmerzereignis vor allem unmittelbarer medizinischer Handlungen bedarf, wirkt sich eine chronifizierte Schmerzerkrankung in bedeutsamer Weise auf Lebensentwurf, Beziehungen und Identität der Betroffenen aus. Diese Krankheitsdynamik geht mit spezifischen Erwartungen an die ärztlichen Gespräche und an die Beteiligung bei medizinischen Entscheidungen und therapeutischen Maßnahmen einher und entwickelt hohes Potenzial für die Veränderung gängiger medizinischer Praxis (Abschnitt 2.3).

Als Erweiterung zum Aspekt der kulturwissenschaftlichen Perspektive erfolgen Überlegungen zur Kultur- und Geschlechtsspezifik von Schmerz. Hierbei geht es zum einen um die kulturabhängige Wahl von Symptomen und Symptomzuschreibungen („kulturgebundene Symptome“) und um kulturabhängige Formen von Schmerzdarstellung und Krankheitsbeschreibung, zum anderen um geschlechtsspezifische Aspekte von Krankheit und Krankheitssymptomen, Schmerzerleben und Schmerzverarbeitung und die entsprechenden Konsequenzen für deren Behandlung im ärztlichen Gespräch und der medizinischen Therapie (Abschnitt 2.4).

2.2 Die Klassifizierbarkeit von Schmerz

2.2.1 Die medizinische Perspektive: Definition und Klassifikation von Schmerz

Die International Association for the Study of Pain (IASP) definiert Schmerz folgendermaßen: „Schmerz ist eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit tatsächlicher oder möglicher Gewebeschädigung verbunden ist oder in der Begrifflichkeit einer solchen Schädigung beschrieben wird“ (zitiert in Morris 2000, 138).

Eine vergleichbare Definition findet sich im Klinischen Wörterbuch (Pschyrembel 1994, 1380): Schmerz ist eine „komplexe Sinneswahrnehmung unterschiedlicher Qualität (z. B. stechend, ziehend, drückend), die i. d. R. durch Störung des Wohlbefindens als lebenswichtiges Symptom von Bedeutung ist und in chronischer Form einen eigenständigen Krankheitswert erlangt“. Formen und Ätiologie von Schmerz werden in drei Gruppen eingeteilt (nach Pschyrembel 1994, 1380 und Milzner 1999, 25):



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