Der Beitritt Bulgariens zur Europäischen Union (EU) Anfang 2007 wurde in den alten Mitgliedstaaten
wenig euphorisch begrüßt. Trotz des steinigen und noch immer nicht abgeschlossenen
Transformationsprozesses, den das Land seit den 1990er Jahren durchlaufen
musste, war die EU-Mitgliedschaft Bulgariens seit der Zusage 1999 zu den Beitrittsverhandlungen
allerdings nicht mehr strittig. Daher war es im Interesse aller beteiligten Partner,
Bulgarien in den Jahren auf seinem Weg zur EU bei der Integration in die Staatengemeinschaft
zu helfen. Vor allem die Wirtschaft des Landes musste auf den europäischen Binnenmarkt
und den Handel mit den EU-Mitgliedern vorbereitet werden. Es fehlte sowohl an
infrastrukturellen Voraussetzungen als auch an Rechtssicherheit und Verwaltungsstrukturen.
Die Bankenkrise 1996/97 warf das Land außerdem in seinem Transformationsprozess weiter
zurück als ähnlich situierte Staaten Osteuropas. Der Fortschritt im Land wurde und wird des
Weiteren durch bürokratische Hürden behindert.
Die Folgen des bulgarischen EU-Beitritts sind noch nicht absehbar, bedeuten aber
zunächst, dass die EU an die Grenzen ihrer Aufnahme- und auch ihrer Integrationsfähigkeit
gestoßen sein dürfte. Bulgarien hingegen muss sich nun auf die Gesetze und Gesetzmäßigkeiten
des europäischen Binnenmarktes einstellen, sieht sich in Europa in der Rolle des
ungeliebten Neulings und auf dem Balkan als neues Gelobtes Land: Zu tausenden entsinnen
sich beispielsweise Mazedonier ihrer bulgarischen Wurzeln und wollen bulgarische
Staatsbürger werden.
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